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Voidcall: Das Rufen der Leere – Kapitel 10: Auge um Auge (Finale)

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Posted By Corvus

Aeola dürstete gnadenlos nach Blut. Ihre Klauen schnitten durch Fleisch und Panzer gleichermaßen, während Archweyll sie unter animalischen Aufschreien auf seine Feinde niederkommen ließ. Der Kopf eines Tiermenschen segelte durch die Luft, als der Kommandant ihn von seinem Körper trennte. Archweyll vollführte einen Satz und seine Klinge sauste wie eine Sense über das Schlachtfeld, um Leben zu ernten.
Ein tentakelbewachsener Mutant sank blutüberströmt zu Boden.
Doch sein Kampf schien kein Ende zu finden und langsam nagte die Erschöpfung an ihm.
Immer mehr Mutanten stürzten sich auf ihn, aber sämtliche Magazine des Induktionsrevolvers waren mittlerweile geleert und der Kampfanzug hatte seine elektronischen Modifikationen aufgrund mangelnder Energiezufuhr verloren. Nur noch sein Schwertarm leistete Archweyll treue Dienste. Kreischender Motorenlärm erfüllte den Hangar, während unzählige Kampfschiffe in den Warp vordrangen, um die Atharymn unter Beschuss zu nehmen.
Ein stierköpfiger Tiermensch stellte sich dem Kommandanten in den Weg, einen rostigen Hammer im Anschlag. Krachend ging die brutale Waffe unweit von Archweyll auf den Boden nieder.
Er wollte kontern, aber ein weiterer Feind stellte sich ihm in den Weg und drängte ihn zurück. Wenn das so weiter ging, würde er bald unterliegen.

***

„Wie weit ist der Reaktor?“, fragte Clynnt Volker hektisch. Auf der Kommandobrücke der Atharymn herrschte reges Treiben. Als die Stromversorgung wieder stabil war, hallte ein feierlicher Aufschrei der Erleichterung durch die gesamte Fregatte. Doch nun sahen sie sich gefährlichen Feinden gegenüberstehen und der Hauptantrieb funktionierte nicht einwandfrei, was auch bedeutete, dass die Deflektorschilde nach wie vor inaktiv waren. Torpedobeschuss war das letzte, was Clynnt jetzt gebrauchen konnte.
„76 Prozent, Sir“, meldete einer der Navigatoren, während er eifrig seine Hologrammmonitore studierte. „Derzeit 34 feindliche Schiffe in näherer Umgebung. Tendenz exponentiell steigend.“
Der Chefnavigator unterdrückte einen Fluch. Was hatte Archweyll ihnen da angeschleppt? „Haupthangar informieren, wir brauchen unsere Leute dort draußen. Deflektorschilde sind nach wie vor inaktiv, entsendet die Arrows. Außerdem brauchen wir eine Entertruppe. Eine große.“ Sein Blick ging durch die Menge. „ Archweyll steckt in Schwierigkeiten.“

***

Aus dem Augenwinkel durfte Tamara mit ansehen, wie ihrem Kommandanten die Puste ausging. „Komm schon, Arch“, flüsterte sie.
„Halt dein blödes Maul, Weib“, fauchte sie ein rattenähnlicher Tiermensch an und fuchtelte mit seinem Gewehr herum. Aus seinem Maul tropfte der Geifer der Vorfreude.
Tamara war sich im Klaren darüber, dass sie ihn ohne mit der Wimper zu zucken töten konnte, auch in ihrer jetzigen Situation. Wären da nicht noch die anderen zwanzig Mutanten und die potentielle Möglichkeit, dass sie die verbliebene Mannschaft sofort massakrieren würden. Ihr blieb nicht viel übrig, außer abwarten und hoffen, dass ihr Kommandant durchhalten würde, bis Clynnt ihnen Verstärkung schicken konnte.
Ein Schrei hallte durch den Hangar, als Archweylls Klinge einen Mutanten durchbohrte. Aber das änderte vermeintlich wenig an ihrer aussichtslosen Situation.
Plötzlich bemerkte Tamara aus dem Augenwinkel eine Bewegung, doch bevor sie sich vergewissern konnte, was sie da hinter einem der Kampfschiffe aufblitzen sah, war es wieder verschwunden. Eine Sekunde später erfüllte eine Explosion den Hangar, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall. Die Hitze strich über ihre Haut wie Schmirgelpapier, als einer der kleinen Kampfflieger auf dem Fließband in Flammen aufging. Metall knirschte protestierend, als der folgende Flieger mit dem Wrack kollidierte und in die Tiefe stürzte. Eine zweite Explosion erschütterte das Laufband und ließ es restlos in sich zusammenklappen. Tamara merkte, dass sie die ganze Zeit den Atem angehalten hatte.
War Clynnt gekommen, um sie hier rauszuholen?
„Was zur Hölle war das?!“, hörte sie Bering fluchen. „Sofort die Quelle ausfindig machen und eliminieren. Dann verschwinden wir von hier, die Jungs sind gleich fertig.“
Fünf schwer gepanzerte Mutanten marschierten in die Richtung, aus der Tamara die Bewegung vernommen hatte.
Hoffentlich krepiert ihr, dachte sie hasserfüllt.
Als wolle eine schicksalhafte Begebenheit ihren Wunsch erfüllen, ertönten plötzlich Schüsse. Ihnen folgten unsagbare Schmerzensschreie.
Das war kein Induktionsgewehr, schoss es der Spähtruppführerin durch den Kopf. Aber was war es dann?

***

Howard Bering stieß einen Fluch aus. Der Verlust der Kampfflieger war etwas, das er nicht hinnehmen konnte. Er wusste um die Fähigkeiten der Arrows, die ihnen in Kürze den Garaus machen konnten.
Seine Männer waren keine erfahrenen Kampfpiloten, wie es die der föderalen Armee waren, und auch nicht geschult in den Fliegern der Dunkeln Engel, an denen sie sich so vorzüglich bedienen konnten.
Howard hatte auf Quantität gesetzt, um die Atharymn möglichst lange beschäftigt zu halten. Was auch immer die Explosionen verursacht hatte, es musste ausfindig gemacht und vernichtet werden. Eifrig studierte er seinen Scanner, wie ein fürsorglicher Vater sein Kind betrachtete. Mit den
Daten auf den Servern und den Ressourcen der Herrlichkeit würde es ihm möglich sein, der galaktischen Föderation das Handwerk zu legen. Sie betrachteten sich als eine Art heiliges Imperium, aber in Wahrheit waren die Menschen verkommenere Kreaturen, als die Mutanten, die sie gezüchtet hatten. Nun wendete sich ihre Waffe gegen sie und der Tag würde kommen, da sie ihrer Fehler gedenken würden.
Plötzlich erfüllten Schmerzensschreie den Hangar mit ihrem Lied des Wehklagens.
Eilig hastete Howard zur Schiffspforte. Was war hier nur los? Sein Gesichtsausdruck wurde aschfahl, als er erkannte, dass seine größte Faszination sich gegen sie wandte.
Ein Dunkler Engel schoss anmutig über sie hinweg, sein Körper war von Pilzen ganzheitlich durchwuchert, was Howard darauf schließen ließ, dass der Parasit bereits die Kontrolle übernommen hatte. Ratternd aktivierte der Engel ein Maschinengewehr, das an seinem Arm befestigt war und eine Salve unbekannter Projektile ließ seine Männer dahinsiechen.
„Und dabei fing doch alles so gut an“, seufzte der Chefmechaniker und entledigte sich seiner Kutte. Auch wenn er stets gebückt ging, war dies doch nur ein Vorwand, um Gebrechlichkeit vorzugaukeln. Um seinen sehnigen Unterarm war eine Vorrichtung mit intravenösem Zugang eingerichtet, mit dem er seine größte Schaffung, das Monamarte, direkt in seinen Kreislauf injizieren konnte. Dagegen waren Archweylls Stimulanzmittel ein feuchter Witz. Er hatte die Experimente der föderalen Apothekaris optimiert und mit modernster Wissenschaft perfektioniert. Nun würden seine Feinde es am eigenen Leib zu spüren bekommen.

***

Die Arrows leisteten ganze Arbeit. Wie silberne Pfeilspitzen schossen sie durch den Warp und hinterließen nichts als brennende Wracks. Lichtblitze erfüllten die Dunkelheit. Cylnnt Volker verfolgte das Spektakel von der Kommandobrücke aus und ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Den Piloten der Atharymn hatten diese Missgeburten nichts entgegenzusetzen. Glücklicherweise war ihre Anzahl deutlich zurückgegangen. Zunächst hatte Clynnt befürchtet, dass die zahlenmäßige Überlegenheit ihrer Feinde ein Problem darstellen könnte, aber irgendwas hatte verhindert, dass sich ihr Schwarm weiterhin aus der Raumstation ergoss, als wäre es ein aufgestochenes Wespennest. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er die Entermannschaft ungefährdet entsenden konnte, um Archweyll zur Hilfe zu eilen.

***

Als der Dunkle Engel die Reihen der Feinde lichtete, war sich Archweyll fast sicher, dass sich das Schicksal zum Guten wandte. Aber schnell hatte er festgestellt, dass er genauso im Visier des Zeringhety geraten war wie alle anderen auch. Als das Maschinengewehr ihn ins Fadenkreuz nahm, wurde sein Kampfanzug von einer Salve aus Schüssen durchsiebt.
Keuchend floh der Kommandant in Deckung. Zwar war sein Anzug kugelfest, aber die Projektile waren wie göttliche Faustschläge auf ihn niedergehagelt.
Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Howard Bering auf den Dunklen Engel zumarschierte. „Dann lauf doch in dein Verderben, wenn du es drauf anlegst“, zischte Archweyll still in sich hinein. Zu seinem Entsetzen veränderte sich Howards menschliche Form, während er in einen rasenden Ansturm verfiel. Sein Fleisch schien förmlich zu explodieren. Muskelmasse bildete sich exponentiell und Händen und Füßen wichen geifernde Klauen. Berings rattenähnliches Gesicht nahm noch intensiver die Form eines Nagetiers an und Pelz begann auf seiner nackten Haut zu wuchern. Es knackte vernehmlich, als seine Knochen wuchsen und ihm zu beeindruckenden fünf Metern Größe verhalfen. Bering machte einen gewaltigen Satz und seine Pranke zerfetzte den Zeringhety in seine Einzelteile. Wieder und wieder schlug Howard zu, bis von der eigentlichen Gestalt nicht mehr viel zu erkennen war. Dann stieß er ein markerschütterndes Heulen aus.
Archweyll überkam eine Gänsehaut. Ohne einwandfrei funktionierenden Kampfanzug hatte er hier keine Chance. Fieberhaft suchte er nach einem Ausweg.
Sein Nachdenken wurde von einem Aufschrei unterbrochen, als weitere Dunkle Engel in den Hangar stürmten und die Mutanten ins Visier nahmen. Die Abscheulichkeiten wehrten sich verbissen, doch viele ihrer Nahkampfwaffen waren nutzlos und nicht viele besaßen Gewehre. Ein Teil der Herrlichkeit floh in das Raumschiff.
Archweyll ballte die Fäuste. Verdammte Bastarde. Ihr kommt auch noch dran.
Ratternd aktivierten sich die Verteidigungsanlagen des Raumschiffes und Geschosse nahmen die Zeringhety ins Fadenkreuz.
Mehrere Dunkle Engel fielen, doch mittlerweile waren es mindestens zwei Dutzend. Allmählich wurde die Zeit knapp. Der Kampflärm würde immer mehr Feinde anlocken und dann war die Aussicht auf ein Entkommen nahezu unmöglich.

***

Tamara witterte ihre Gelegenheit. Als mehrere der Dunklen Engel ihre Bewacher in die Defensive drängten, erhob sie sich und unter Aufwand all ihrer Kräfte und mit Verstärkung ihres Kampfanzuges brachte sie die Ketten um ihren Körper zum Bersten.
Als der Rattenmensch, der sie vorhin noch so angeschnauzt hatte, bemerkte, was passiert war, war es bereits zu spät.
Tamaras Faust verankerte sich in seinem Gesicht und pulverisierte jede Faser seines Schädels.
Der Tiermensch konnte nicht einmal mehr schreien.
Die Spähtruppführerin schnappte sich sein Gewehr und eröffnete das Feuer.
Mehrere Tiermenschen fielen, von ihren eigenen primitiven Kugeln durchsiebt. Mittlerweile pflasterte ein Teppich aus Leichen den Hangar.
Mutanten wie Dunkle Engel gleichermaßen würden hier ihre letzte Reise antreten.
Als Tamara die Zone gesichert hatte, half sie ihren Kameraden auf. „Haltet euch bedeckt, wartet auf die Verstärkung“, befahl sie. „Dort drüben ist Deckung, alle Einheiten folgen mir.“ Sie deutete auf ein größeres Raumschiff und setzte sich in Bewegung. Es hatte oberste Priorität, die Leben ihrer Kameraden zu sichern. Viel zu viele waren gefallen. Erst dann würde sie mit Bering abrechnen.

***

Seine eingeschränkte menschliche Wahrnehmung war durch einen roter Schleier des Zorns ersetzt worden. Rasend vor Aggression nahm er weder Schmerz, noch Mitgefühl war. Tausende Gerüche erfüllten seine Nase und jede Faser seines Körper strotzte nur so vor unnatürlicher Kraft. Jeder Feind, der sich ihm in den Weg stellte, starb eines grausamen Todes. Howards Klauen sägten durch Fleisch und Maschinenteile gleichermaßen. Ein Dunkler Engel attackierte seine linke Flanke, doch Howards Reflexe erlaubten es ihm, seinen Feind zu packen. Knirschend schloss sich sein Maul um den Hals seines Feindes und riss ihm den Kopf ab. Der Geschmack von Blut explodierte förmlich auf seiner Zunge.
Plötzlich hielt die riesige Kreatur inne. Da war ein vertrauter Geruch. Howard leckte sich über die Zähne. Archweyll.
Er stieß ein animalisches Brüllen aus und jede Faser seines Körpers zuckte erregt. Heute war der Tag der Abrechnung, für all die Erniedrigungen, die er erdulden musste. Mit einem Satz beförderte er sich in die Luft. Krachend kam er wenige Meter neben seinem Ziel auf dem Boden auf. Der heutige Tag würde das Ende des Kommandanten bringen, so viel stand fest.

***

Rasende Panik machte sich in Archweyll breit, als das riesige Ungetüm wie aus dem Nichts auf ihn zugestürmt kam. Sein Brüllen übertönte selbst den Schlachtenlärm und die ratternden Maschinengewehre um ein Vielfaches. Howards Pranken griffen nach ihm als wäre er ein Spielzeugsoldat.
In letzter Sekunde konnte Archweyll sich wegducken und dem sicheren Tod entgehen. Ein schneller Blick verriet ihm, dass keine Hilfe zu erwarten war. Sein Griff um Aeola versteinerte sich. Er war auf sich alleine gestellt.
Erneut schlug Howard nach ihm, der Kommandant rollte nach rechts, um dem tödlichen Streich zu entgehen. Der Luftzug des Angriffs war deutlich auf den Monitoren des Visiers verzeichnet. „Nicht schlecht“, knurrte Archweyll keuchend.
Sein Gegenüber erwiderte mit einem animalischen Fauchen. In der Ferne ertönte dröhnender Lärm, doch ihm blieb keine Zeit, zu erörtern, weshalb. Howard stürzte sich auf ihn und sein Schlag fegte den Kommandanten durch den halben Hangar. Schmerz zog pulsierende Bahnen durch jede Faser seines Körpers und er musste sich etwaige Knochen gebrochen haben. Für eine Sekunde blieb er regungslos liegen, nicht fähig, die Kraft seines Gegenübers zu begreifen. Kaum einer Bewegung fähig, versuchte Archweyll sich aufzurappeln, doch es wollte ihm trotz Kampfanzug nicht gelingen. Der Schmerz war zu groß.
Drohend baute sich Howard vor ihm auf. Ein dumpfes Knurren entwich seiner Kehle.
Die Panik in Archweyll erreichte ihren Höhepunkt, als er dem Tod ins Angesicht sah. Für eine Sekunde lauschte er seinem pochenden Herzschlag, spürte das Blut in seinen Ohren rauschen und war nicht fähig zu atmen. Alles in ihm schien zu protestieren.
Howard bäumte sich zu voller Größe auf. Sein bedrohlicher Schatten ließ alles verdunkeln. Seine Klauen fuhren auf Archweyll nieder, um seine Eingeweide durch den Hangar zu verteilen. Dieser schloss die Augen, bereit seinem Schöpfer entgegenzutreten.
Jetzt war es also doch gekommen, das Ende.
Ein Ruck ging durch seinen Körper und er stieß einen gequälten Schmerzensschrei aus. Dann riss ihn etwas in die Luft. Sein Körper protestierte vor Pein. Der Kommandant riss erschrocken die Augen auf. Er befand sich in schwindelerregender Höhe, in den festen Händen seiner Spähtruppführerin.
Tamara hatte Archweyll gegriffen und ihre Schubtriebwerke aktiviert, um ihn in sichere Entfernung zu geleiten. „Was ist mit deinem Anzug passiert?“, fragte sie ihn kritisch.
Es gelang ihm eine unverständliche Antwort zu brummeln. Die Schmerzen waren einfach zu stark.
„Festhalten!“, schrie Tamara, als ein Dunkler Engel das Feuer eröffnete. Tamara flog eine steile Kurve und schaffte es, den Geschossen auszuweichen. „Nimm meinen Revolver“, befahl sie.
Archweyll gelang es, an ihren Hafter zu greifen und zog die Waffe. Er feuerte zwei Schüsse ab, die ihren Feind zu Fall brachten.
Das dröhnende Geräusch, das er vorhin noch vernommen hatte, schwoll zu einem ohrenbetäubenden Getöse an, als die Silverhawk ihr Entermanöver ausführte.
Archweyll atmete tief durch.
Clynnt war gekommen, um ihnen mal wieder den Arsch zu retten. Erschöpft sank er in Tamaras Armen in einen dämmerigen Zustand.

***

Der Chefnavigator verfiel in einen manischen Jubelrausch, während sein Enterschiff das Feuer eröffnete. Torpedos schlugen in den Hangar ein und verwandelten ihn in eine brennende Hölle. Das Schiff der Hände der Herrlichkeit wurde von einem explodierenden Feuerball verschluckt.
Panik erfüllte die Mutanten und sie wuselten wie Ameisen umher, verzweifelt nach Deckung suchend.
Tamara hatte gut reagiert und die restliche Mannschaft außerhalb der Einschusszone untergebracht.
“Zielsuchraketen aktivieren. Ich will, das diese verdammten Engel im Staub kriechen“, befahl Clynnt. Ratternd aktivierten sich die Geschossbatterien und feuerten ihre deutlich kleineren Geschosse ab. Explosionen folgten und Dunkle Engel fielen. „Alle Gefechtsstationen, Feuer frei.“
Röhrend begannen die schweren Maschinengewehre damit, die restlichen Feinde unter Beschuss zu nehmen. “Das war‘s für euch“, kicherte der Chefnavigator. Diese Schlacht war so gut wie gewonnen.

***

Tamara hielt auf die Silverhawk zu. Das mittelschwere Kampfschiff war eine perfekte Wahl, wenn es darum ging, einen Hangar zu erobern.
Clynnt hatte mal wieder alles richtig gemacht. Pfeifend öffnete sich eine Pforte, um der Spähtruppführerin Einlass zu gewähren. Sachte ließ sie Archweyll in das Innere des Schiffes gleiten.
Auf einmal schoss ein riesiger Schatten auf sie zu und fegte sie vom Dach des Raumschiffes.
Keuchend schlug Tamara auf dem Boden auf, doch ihr Kampfanzug hatte die Kraft des Aufschlages deutlich reduziert.
„Ihr geht nirgendwo hin!“ die Laute aus Howards Kehle grollten wie Donnerschläge. Mit einem Satz stürmte er auf sie zu.
„Kampfanzug Level 1“, presste Tamara unter zusammengeknirschten Zähnen hervor. Gegen diesen Feind hieß es Geschwindigkeit an den Tag zu legen. Mit bloßer Kraft konnte sie dieses Monster nicht besiegen. Die Schubtriebwerke ihres Anzuges beförderten sie in die Luft.
Gerade noch rechtzeitig, bevor Howards Klauen sie zerfleischen konnten. Tamara stieß einen Fluch aus, als sie feststellte, dass Archweyll noch ihren Revolver bei sich hatte. Aus dem Augenwinkel bemerkte die Spähtruppführerin, wie die Silverhawk wendete, um das Monstrum unter Beschuss zu nehmen.
Aber Howard war nicht dumm. Er machte Kehrt und mit einer unfassbaren Agilität beförderte er sich unter das Schiff. Mit einem immensen Kraftaufgebot warf er sich wie ein Wilder gegen die Außenbordwand und der Bug der Silverhawk drehte gefährlich steil ab. Das Schiff geriet ins Schleudern und musste abdrehen.
Diese Sekunde nutzte Bering, um einen Versuch zu unternehmen, die Elektronik des Schiffes mit seinen Klauen zu zerfetzen.
Das konnte Tamara nicht zulassen. Zischend schoss sie auf den Chefmechaniker zu. „Kampfanzug Level 4, titanischer Koloss“, brüllte sie dem Monster entgegen. Noch im Flug fungierte ihre Rüstung um. Die Hydraulikgelenke schossen aus ihren Verankerungen und entfalteten sich zu voller Größe. Aspexylplatten legten sich schützen um sie und ein drittes Visier aus Panzerglas legte sich um ihr Sichtfeld. Mal wieder konnte Tamara nicht darum herum, die Technologie ihres Anzuges zu bewundern. Er konnte sich so vielfältig den Situationen anpassen, ohne sie dabei an Gewicht zu erdrücken, denn Aspexyl war federleicht. Mit einem entsetzlichen Schlag warf sie sich auf das Rattenungetüm.
Bering wuselte unter ihr, keifend und sabbernd. Doch er biss sich an ihrem Panzer die Zähne aus. Tamara setzte zum Schlag an. Wieder und wieder krachte ihre Faust auf Berings Kopf.
Doch er wollte einfach nicht sterben.
„Ich habe versprochen dich zur Strecke zu bringen“, keuchte die Spähtruppführerin unter Aufwand all ihrer verbliebenen Kräfte.
Doch auf einmal gelang es Howard, sie abzuschütteln.
Für eine Sekunde verlor Tamara die Orientierung. Lange genug, um Bering die Gelegenheit zu geben, seine Klauen in ihre Schaltkreise zu bohren.
Ein leises Summen ertönte, als ihre restliche Energie sie verließ. Der Anzug sackte in sich zusammen wie ein schlaffer Sack.
Mit einem einzigen Schlag zerfetzte Bering ihre Panzerglasscheibe.
Was für eine ungeheuerliche Kraft. Sie hatte ihn unterschätzt. Seine blutige Faust erhoben, holte der Chefmechaniker zum tödlichen Streich aus. Alles schien wie in Zeitlupe zu geschehen.
Plötzlich segelte ein Schatten aus der Luke der Silverhawk.
Mit einem Aufschrei versank Archweyll sein Schwert in den Rücken des Ungeheuers. Durch einem Knopfdruck aktivierte er die Stromzufuhr seiner Waffe und Howard wurde von der Spannung förmlich versengt.
Kreischend ging er zu Boden, bis er sich nicht mehr rührte.
Tamara fühlte, wie die Erschöpfung sie übermannte und ihre Augen schwer wurden. Dann verlor sie das Bewusstsein.

***

An Bord der Atharymn herrschte eine ausgelassene Stimmung. Auf der Kommandobrücke wurde er wie ein König in Empfang genommen. Jeder wollte seine Schulter klopfen und seine Geschichte erfahren.
Archweyll ließ sich die Zeit, um es allen genau zu erzählen. Noch nie war es einem föderalen Raumschiff gelungen, dem Ruf der Leere zu entkommen. Doch sie hatten es geschafft und würden voller Stolz Bericht erstatten.
„Wie geht es Tamara?“, erkundigte sich Clynnt bei ihm.
„Ihr fehlt nichts. Sie wird bald wieder wohlauf sein“, erwiderte der Kommandant.
Der Chefnavigator nickte zufrieden. „Diesmal waren es siebzehn Brüche, Arch. Du schlägst noch sämtliche Rekorde.“
Der Kommandant bellte ein Lachen. „Mein Körper hat schon schlimmeres weggesteckt. Aber wir können von Glück reden, dass du mir eine Energiezelle zur Verfügung gestellt hast, damit ich sie retten konnte“, lobte er dann.
„Ich hätte echt nicht gedacht, dass wir das schaffen. Wir haben uns mächtig was eingebrockt“, sagte Clynnt hochachtungsvoll.
Archweyll zuckte mit den Achseln. „Was ist das Leben, ohne ein kleines Risiko?“, fragte er lachend, während er in die unergründlichen Weiten des Warps blickte und ihn eine endlose Zufriedenheit überkam. Dann ertönte das wohlbekannte Rumoren der Reaktortriebwerke und es war fast wie ein Befreiungsschlag. „Maximale Leistung!“, rief Archweyll lautstark. „Wir fliegen nach Hause.“

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